Aktiv gegen Diskriminierung
„Kein Volk soll über ein anderes spotten – vielleicht sind sie besser als sie – auch Frauen nicht über andere Frauen – vielleicht sind sie besser als sie. Verleumdet einander nicht.“ 49:11
MigrantInnen und MuslimInnen sind in unserer Gesellschaft mit Diskriminierung und Chancenungleichheit konfrontiert, muslimische Frauen mit einer Mehrfachdiskriminierung: als Frau, als Migrantin und als Muslimin. Der Blick auf sie ist gefärbt von Eurozentrismus und Rassismus. Sie werden in erster Linie als Fremde, als „das Andere“, als Opfer und Mangelwesen wahrgenommen, um so Identitätsunsicherheiten von Menschen mit fehlendem Migrationshintergrund auszugleichen und als Schuldige für soziale Probleme in Europa dienen zu können.
Diese Mehrfachdiskriminierung fordert einen spezifischen Handlungsbedarf. Darin liegt die Bedeutung von SOMM: wir machen aufmerksam auf die Mehrfachdiskriminierung am Arbeitsmarkt, im Zugang zu Bildung, zum Gesundheits- und Sozialbereich und anderen Dienstleistungen, bei Behörden, auf unsensible Vorgangsweisen bei NGOs. Wir entwickeln sowohl gemeinsam mit den betroffenen Frauen individuelle Strategien gegen Diskriminierungen als auch agieren wir als Verein auf zivilgesellschaftlicher Ebene, um strukturelle Verbesserungen für die migrantische Frauen zu erreichen. Ebenso ist es erklärtes Ziel unseres Vereins, Vorurteile seitens ArbeitgeberInnen gegenüber kopftuchtragende Frauen abzubauen.
Obwohl der Diversity-Gedanke mehr und mehr an Raum gewinnt und eine globalisierte Wirtschaft auf Grund ihrer Expansionsbestrebungen das Potential der multikulturellen Teams längst entdeckt hat, halten sich im Bereich des nationalen, österreichischen Arbeitsmarktes hartnäckig Vorurteile, die einem konservativen, oft rechtslastigen politischen Trend folgen. Besonders betroffen von Exklusion aus dem Arbeitsmarkt sind kopftuchtragende muslimische Frauen. Das Kopftuch ist vielbeschrieben und umstritten. Es setzt sich aber die Ansicht durch, dass das Selbstbestimmungsrecht der Frau – innerhalb und außerhalb ihrer Religionsgemeinschaft - das Prinzip ist, nach welchem die muslimische Frau in einem europäischen Lebenskontext selbst entscheidet.
Das österreichische Gleichbehandlungsgesetz hat im Sinne der Gleichbehandlung für kopftuchtragende muslimische Frauen, einen wichtigen Wegweiser gesetzt. Unumgänglich ist aber dennoch die Bewusstseinsarbeit, ein fast unendliches Feld. Musliminnen fühlen sich aufgerufen, ihre Rechte im Sinne eines partizipativen Beitrags zur Entwicklung der österreichischen Gesellschaft einzufordern, und dank des Rückhalts von MigrantInnen einrichtungen und Frauennetzwerken tun sie das auch.
SOMM macht nicht nur auf Schwierigkeiten aufmerksam, sondern ist bereit, ihr ExpertInnenwissen und ihre Kompetenzen zur gemeinsamen Lösungsfinden einzusetzen.
Diese Arbeit fördert unmittelbar die Chancengleichheit und gegenseitige Integration, indem Barrieren im Zugang zu Dienstleistungen und Arbeitsmarkt abgebaut und Voraussetzungen für die Akzeptanz verschiedener Angebote geschaffen werden. Erst auf dieser Basis von Chancengleichheit und gegenseitiger Akzeptanz kann Vielfalt gelebt werden.
SOMM versteht sich als Anwaltschaft für Migrantinnen und Musliminnen. Als CBO (Community Based Organisation) hat SOMM Augen und Ohren nahe an der community, um so auch Probleme, Anliegen und Interessen formulieren zu können. In diesem Sinne leistet SOMM Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit durch Fortbildungen und Workshops, durch die Unterstützung von Klagen und Beschwerden von Betroffenen. Viele MigrantInnen verfügen gar nicht über das Wissen über ihre Rechte bzw. über Strategien, wie sie ihre Rechte durchsetzen können. Auch haben Projektionen und Fremd-/Feindbilder ohne Zweifel über die Jahre hinweg Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung der Betroffenen. Diese fehlende Wertschätzung geht an niemandem spurlos vorüber – tägliche Angriffe auf das Selbstwertgefühl verletzen Stolz und Würde. Deshalb ist in unserer anti-diskriminatorischen Arbeit mit muslimischen Migrantinnen die Ermutigung und Selbstermächtigung in der Beratung, in Kursen und Workshops von zentraler Bedeutung.
Dieses Sichtbarmachen von diskriminierenden Strukturen kann nicht von Einzelpersonen geleistet werden, sondern dafür ist der Rückhalt von Selbstorganisationen, die bestärkend und ermutigend wirken sollen, sowie der Aufbau entsprechender unterstützender Kontakte und Netzwerke erforderlich. Aus diesen Gründen ist SOMM auch Mitglied vom Klagsverband und ENARA geworden.