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Bericht

 

 

       SOMMer-WORKSHOP FÜR MÄDCHEN/BS/BS/1

 

 

 

MENSCHENRECHTSWORKSHOP FÜR MÄDCHEN

18. - 20. Juli 2011, 14.00 - 17.00

SOMM, Wielandgasse 23, 8010 Graz

Simone Philipp, MA

Mag.a Barbara Schmiedl

 

 

THEMEN:

  1. Das Boot ist voll (Schmiedl)

  2. Kinderrechte und Elternpflichten (Philipp)

  3. Menschenrechtlicher Stadtrundgang (Schmiedl)

 

Ad 1.

Eine wird gewinnen! Wer? Egal - jedenfalls haben alle die gleiche Chance ... oder etwa nicht? Eingebettet in vorbereitende Übungen (Brainstorming zu Diskriminierungsgründen, Ein Schritt nach vorn) spielten wir DAS BOOT IST VOLL und fanden heraus, wie ein klassisches Spiel unter realitätsnahen Bedingungen aussieht.

Das Spiel DAS BOOT IST VOLL bildet nach dem Muster von DKT (Das kaufmännische Talent, österreichische Version von Monopoly) wirtschaftliche und Arbeitsmarktprozesse ab. Während aber beim Vorbild das Spielen trotz Lokalkolorits im gesellschaftsfreien Vakuum stattfindet und alle SpielerInnen dieselben Bedingungen vorfinden, sorgen bei DAS BOOT IST VOLL Rollenkarten (Frau/Mann, Mitglied der Mehrheits-/Minderheitsbevölkerung, EU-BürgerIn oder nicht, Ausbildung, Alter, Behinderung) und Jobkarten für realitätsnahe unterschiedliche Voraussetzungen und Spannung. Die Mädchen zwischen neun und 17 Jahren spielten mit vollem Engagement und nahmen neben dem Hinweis, dass sich Bildung auch im Spiel jedenfalls auszahlt, auch die Webadresse für das Onlinespiel mit nach Hause.

Besonders begeistert hat mich die jüngste Teilnehmerin, deren Interesse und Eifer es durchaus wettmachten, dass sie noch kein Deutsch spricht.

 

Ad 2.

Am zweiten Workshoptag setzten wir uns spielerisch mit den Themen Kinderrechte vs. Elternrechte und Diskriminierung aufgrund der Herkunft und Religion auseinander. Nach einer kurzen Einführung in das Thema der Kinderrechte suchten die teilnehmenden Mädchen aus vorbereiteten Kärtchen richtige und falsche Kinderrechte heraus. Anschließend zeichneten sie ihre jeweilige Lebensumgebung und benannten für sie wichtige Kinderrechte. In einem Meinungsbarometer stellten die Mädchen ihre individuellen Meinungen zu möglichen Reibungspunkten zwischen Eltern und Kindern dar. Die Aussagen, nach denen sich die Mädchen im Raum positionierten reichten von „Dürfen Eltern das Tagebuch ihrer Kinder lesen, wenn sie glauben, dass diese Drogen nehmen?“, bis hin zu: „Dürfen Eltern eine Beziehung untersagen?“ Der Schwerpunkt lag hierbei auf dem Recht auf Selbstbestimmung.

Nach einer Pause sahen sich die Mädchen zwei Kurzfilme (Schau nicht weg und Der Schwarzfahrer) an und diskutierten ausgehend von diesen Filmen eigene Erfahrungen mit erlebten Diskriminierungen in der Schule bzw. Öffentlichkeit. In einem letzten Spiel erarbeiteten die Mädchen anhand von vorgelesenen Mobbingszenen mögliche Strategien zum Umgang mit diskriminierenden Situationen.

Es gab viel positive Rückmeldung seitens der Mädchen zu diesem Workshoptag. Besonders gut hatten ihnen die Filme und die Möglichkeit „alles sagen zu können, was wichtig ist“ gefallen.

 

Ad. 3.

Am dritten Workshoptag brachen wir zu einer Erkundung der Menschenrechtsstadt Graz auf. Aus über 25 Stationen des Stadtrundgangs wurden jene ausgewählt, die die Themenbereiche Migration und Religion(sfreiheit) spiegeln. Unser Weg führte uns von der Wielandgasse über den Radetzkyspitz (Bosniakendenkmal - Annexion Bosniens als Grundlage für die rechtliche Stellung des Islam in Österreich) zum Griesplatz mit seinem Nebeneinander verschiedener Herkunftskulturen von einst (Welsche Kirche) und jetzt (Geschäfte, Lokale und Dienstleistungen). Über Griesgasse und Südtiroler Platz führte uns der Weg am Spital der Barmherzigen Brüder, dem Kunsthaus und der Mariahilferkirche vorbei zum Schlossberg. Bei der Aussicht auf die Stadt bot sich die Gelegenheit für einen Vergleich der Stadtentwicklung diesseits und jenseits der Mur (Infrastruktur, Parks, Bauten) samt Exkurs zu Nationalsozialismus, Arisierung und Widerstand anhand der Geschichte des Kaufhauses Kastner & Öhler bzw. der Eigentümerfamilie Öhler. Zum Abschluss wurde anhand eines Vergleichs von katholischem Dom und evangelischer Heilandskirche das Thema der Religionsfreiheit angeschnitten - und über die Baubeschränkungen für protestantische Gotteshäuser (kein Turm, durften von außen nicht als Kirche zu erkennen sein) fanden wir den Weg zurück in die Gegenwart (Minarettdiskussion). Nur die heile Welt in Form der Märchengrottenbahn mussten wir aus Zeitmangel leider ausfallen lassen...

Die Mädchen waren mit viel Spaß bei der Sache, schossen mit insgesamt drei Kameras jede Menge Fotos von Stationen, Ladenschildern, Straßennamen - und natürlich setzten sie sich selbst auch in Szene. Die gesamte Fotodokumentation liegt bei SOMM auf. Viel Geduld bewiesen sie angesichts der Notwendigkeit, die Erklärungen zweisprachig zu geben.